Egal, ob Kleinunternehmen, Mittelstand oder Konzern – die Digitalisierung der Wirtschaft schreitet ungebrochen voran. KI beschleunigt diesen Trend nochmals enorm, sodass einem schwindelig werden kann.
Umso mehr stellt sich die Frage, wie Unternehmen den Anschluss nicht verlieren und ihre Prozesse möglichst agil und schlank digitalisieren können. Die Antwort von SAP darauf lautet Business Technology Platform, kurz SAP BTP.
Die Cloud-Plattform ist wie ein digitaler Baukasten, mit dem End-to-End-Prozesse mithilfe von SAP-Anwendungen und eigenen Entwicklungen abgebildet werden können. So entstehen auf die Unternehmensziele zugeschnittene IT-Landschaften.Neugierig, wie das in der Praxis aussieht? Dann lies weiter!
Das Wichtigste auf einen Blick
- SAP BTP ist eine Technologieplattform, welche Informationen aus verschiedenen SAP- und Non-SAP-Anwendungen zusammenführt und somit datengetriebene Entscheidungen ermöglicht.
- BTP fasst etablierte SAP-Technologien in vier Säulen zusammen: Database und Data Management, Analytics, Application Development und Integration, Intelligent Technologies.
- BTP schützt den Clean-Core-Ansatz für SAP-Lösungen, indem es eine nahtlose Integration von bestehenden Lösungen und individuellen Entwicklungen ermöglicht
Was ist SAP BTP?
Quelle: SAP
Zu Zeiten von SAP ECC und älteren SAP ERPs standen die einzelnen SAP-Lösungen für sich. Sie nutzten teilweise unterschiedliche Integration Stacks, verschiedene Benutzeroberflächen und getrennte Log-Ins. Das ist nicht nur nervig, sondern kann schnell zu IT-Herausforderungen wie Datensilos führen. Das gilt umso mehr, wenn in der IT-Landschaft zusätzlich Anwendungen anderer Anbieter im Spiel sind. Sie müssen mühsam mit den restlichen Tools zusammengeführt werden.
Entsprechend möchte SAP alle notwendigen Services und Tools aus einer Hand und mit einer auf SAP Fiori basierenden User Experience anbieten. Nutzer sollen am Ende gar nicht merken, wenn sie unterschiedliche Tools nutzen, weil diese nahtlos miteinander verbunden sind.
Vorhang auf für SAP BTP. Die SAP Business Technology Platform bildet laut den Walldorfern die Grundlage für intelligente Unternehmen der Zukunft.
Immer wieder fragen mich Kunden, was aus der SAP Cloud Platform (SCP) geworden ist. Kurz gesagt: Sie ist 2021 mit der Integration- sowie die Extension-Suite in SAP BTP aufgegangen. Die SAP Business Technology Platform erweitert und ersetzt also SCP. Dafür bietet SAP BTP maßgeschneiderte Werkzeuge für verschiedene Entwicklungsniveaus. Gleichzeitig schafft die Cloud-Platform einen Marktplatz, auf dem Partner ihre Lösungen anbieten können. Ähnlich wie in einem App-Store profitieren Kunden von einem wachsenden Angebot an Erweiterungen, die sie direkt in ihr System integrieren können.
Vorteile von SAP BTP
Für welche Unternehmen lohnt sich der Einstieg in die SAP Business Technology Platform? Für ziemlich viele, wie der Blick auf die Vorteile zeigt:
1. Bessere Entscheidungsfindung
Mithilfe von SAP BTP werden Datensilos verhindert, indem SAP- und Non-SAP-Anwendungen in der Cloud oder in On-Premise-Landschaften auf einer Plattform zusammengeführt werden.
Der zentrale Datensatz in Kombination mit fortschrittlicher Echtzeitdatenverarbeitung ermöglicht es Unternehmen, datengestützte Entscheidungen zu treffen, die betriebliche Effizienz zu verbessern und neue Geschäftsmöglichkeiten zu erkennen.
2. Schnellere Digitalisierung
Märkte ändern sich heute schneller denn je. Dank SAP BTP können Unternehmen sich agil und flexibel daran anpassen, Prozesse optimieren und Innovationen vorantreiben. Dafür stehen fertige Technologien sowie Low-Code- und No-Code-Umgebungen bereit.
Obendrein bleibt trotz der Erweiterungen der ERP-Kern sauber, was Probleme und Performance-Einschränkungen in der Zukunft vermeiden kann und Wartungskosten senkt.
3. Kosteneinsparungen
Quelle: SAP Community
Eine Studie von IDC zeigt, dass die SAP Business Technology Platform in Kombination mit S/4HANA Cloud zu signifikanten Zeit- und Kosteneinsparungen führen kann. Das liegt unter anderem an einer Entlastung der IT-Abteilungen. Denn die Low-Code- und No-Code-Umgebungen von SAP BTP ermöglichen es nahezu allen Mitarbeitern, neue Anwendungen zu entwickeln. Es braucht also nicht bei jedem kleinen Änderungswunsch einen ITler.
Außerdem führt die bessere Datenauswertung zu einer Steigerung der Produktivität, effektiveren Problemlösungen und die Aufdeckungen von Potenzialen der Kostenoptimierung.
4. Sicherheit und Compliance
SAP BTP legt großen Wert auf Sicherheit und Compliance, um sensible Daten zu schützen und gesetzliche Anforderungen zu erfüllen. Die Plattform hält sich an branchenführende Sicherheitsstandards und implementiert robuste Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz von Kundendaten.
Die SAP Cloud Platform bietet zudem Tools und Services, die Unternehmen dabei helfen, Vorschriften wie GDPR, HIPAA und weitere einzuhalten.
Von dem Potenzial der Cloud-Platform profitieren also vor allem die Unternehmen, welche ihre SAP-Lösung flexibel und sicher erweitern, Datensätze aus SAP- und Non-SAP-Prozessen miteinander verbinden und Echtzeit-Insights nutzen wollen.
Aufbau von SAP BTP
Quelle: SAP TechED
SAP BTP ist als „Platform as a Service“ (PaaS)-Angebot konzipiert. Das heißt, die Plattform ist grundsätzlich cloud-basiert, auch wenn sie für hybride Szenarien mit On-Premise-Komponenten eingesetzt werden kann.
SAP kümmert sich beim PaaS-Modell um alle technischen Grundlagen wie Server, Betriebssysteme und Middleware. Unternehmen müssen also die Infrastruktur nicht selbst verwalten, was Hardware- und Personalkosten spart.
Trotzdem behalten Entscheider die Kontrolle über ihre IT Systeme. Denn Firmen haben die Wahl, wo und wie sie die „Platform as a Service“-Lösung betreiben möchten. Zur Auswahl stehen die Cloud-Services AWS, Azure, Google Cloud, Alibaba Cloud und die SAP-eigene Lösung. Durch diesen Multi-Cloud-Ansatz können Unternehmen ihre Anwendungen regional optimal platzieren, um Latenzzeiten zu minimieren und lokale Compliance-Anforderungen zu erfüllen.
Die Cloud-Infrastruktur ist das Fundament, auf dem die SAP Business Technology Platform steht. Wie bei einem Haus wachsen darüber drei Etagen in die Höhe: die Foundational Plane im unteren Bereich, die Data Plane in der mittleren Ebene und die Application Plane als oberstes Stockwerk.
Foundational Plane
Die Foundational Plane bildet das technische Fundament der gesamten SAP BTP. Diese grundlegende Ebene stellt die notwendige Infrastruktur und Basisdienste bereit, auf denen alle anderen Komponenten aufbauen.
Zu ihren Hauptbestandteilen gehören Sicherheits- und Identitätsmanagement, Cloud-Infrastruktur und Netzwerkdienste. Sie zusammen gewährleisten eine stabile, sichere und leistungsfähige Umgebung. Es werden zudem Developer-Tools zur Verfügung gestellt.
Data Plane
Die Data Plane ist für das Management und die Integration von Unternehmensdaten aus verschiedenen Quellen zuständig. Sie umfasst Komponenten wie SAP HANA, SAP HANA Cloud, SAP Data Warehouse Cloud und weitere Datenmanagementlösungen.
Diese Ebene schafft die Voraussetzungen für datengetriebene Geschäftsmodelle und ermöglicht es Unternehmen, wertvolle Erkenntnisse aus ihren Daten zu gewinnen.
Application Plane
Die Application Plane erlaubt die Entwicklung und Ausführung individueller Anwendungen. Dafür stehen Low-Code- und No-Code-Plattformen wie SAP Build Apps zur Verfügung. Damit können selbst weniger erfahrene Anwender auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Lösungen erstellen.
Versierte Entwickler greifen dagegen auf die Cloud Foundry- und Neo-Umgebung zurück.
Aus der Praxis
Komponenten von SAP BTP
Quelle: SAP TechED
Die dreischichtige Architektur der Business Technology Platform SAP bildet die Grundlage für die umfassenden Funktionen. Damit Anwender nicht den Überblick verlieren, hat SAP die Lösungen in vier Säulen unterteilt:
- Database und Data Management
Diese Komponente umfasst Lösungen wie SAP HANA, SAP HANA Cloud und SAP Data Warehouse Cloud. Sie ermöglichen eine effiziente Datenspeicherung, die Verknüpfung von Informationen und die Verringerung von Redundanzen. - Analytics
Zahlen allein bringen nichts – erst die Analyse macht sie wertvoll. Daher verbindet diese Säule Datenquellen aus verschiedenen Systemen.
Mit Funktionen wie Business Intelligence und Predictive Analytics lassen sich diese Informationen in Echtzeit auswerten, um Entscheidungen zu treffen, Prognosen zu erstellen und Geschäftsprozesse zu optimieren. - Application Development und Integration
Diese Säule bietet die Möglichkeiten, Anwendungen selbst zu entwickeln und bestehende Lösungen zu erweitern, ohne den Kern des Systems zu verändern. Daher beinhaltet sie Dienste wie die SAP Extension Suite.
Die SAP Integration Suite wiederum ermöglicht die nahtlose Integration von verschiedenen Systemen und Anwendungen – sowohl SAP- als auch Non-SAP. So kann ein Unternehmen beispielsweise sein SAP S/4HANA-System mit einer externen E-Commerce-Plattform verbinden. - Intelligent Technologies
Diese Komponente umfasst KI-gestützte Lösungen wie SAP Intelligent Robotic Process Automation (RPA), Machine Learning und IoT-Dienste. Diese Funktionen können für die vorausschauende Wartung, die Analyse des Kundenverhaltens und die Bedarfsprognose genutzt werden.
SAP BTP Services
Quelle: SAP Discovery Center
Wir haben nun das dreistöckige BTP-Gebäude mit den vier Säulen kennengelernt. Lass uns noch etwas tiefer hineingehen und uns einzelne BTP-Funktionen im Detail anschauen.
Im Moment finden sich 87 Services auf der Business Technology-Plattform. Sie können nach der Region, dem Provider, dem Bezahlmodell und nach verschiedenen Themen-Kategorien gefiltert werden.
Ich habe dir zehn Services herausgesucht, die sehr häufig im Einsatz sind und in meinen Augen am wichtigsten sind:
SAP HANA Cloud: Die leistungsstarke In-Memory-Datenbank ermöglicht eine Echtzeit-Datenverarbeitung und bildet die Grundlage für datengetriebene Anwendungen.
SAP Analytics Cloud (SAC): Die SAP Analytics Cloud ist eine All-in-One-Lösung für Business Intelligence, Planung und prädiktive Analysen. Sie ermöglicht es unter anderem, Daten in Echtzeit zu visualisieren.
SAP AI Core: SAP AI Core ist ein zentraler Service für die Entwicklung, Bereitstellung und Verwaltung von KI-Modellen.
SAP Event Mesh: Diese Funktion ermöglicht die Kommunikation über eine ereignisgesteuerte Architektur, ohne das Anwendungen direkt miteinander verbunden sind.
Quelle: SAP Help Portal
SAP Mobile Services: Dieser auf offenen Standards basierender BTP-Service erlaubt die einfache Entwicklung, Konfiguration und Verwaltung mobiler Anwendungen.
SAP Identity Authentication: Dahinter verbirgt sich ein Cloud-basierter Identitäts- und Zugriffsmanagement-Service, der eine sichere Authentifizierung und Single Sign-On für SAP- und Nicht-SAP-Anwendungen bietet.
SAP Data Warehouse Cloud: Damit lassen sich Daten aus verschiedenen Quellen integrieren, modellieren und analysieren.
SAP Build: Früher bekannt als SAP AppGyver und SAP Business Application Studio, bietet dieser Service eine umfassende Low-Code- und No-Code-Entwicklungsplattform.
SAP Workflow Management: Unternehmen können mit diesem Tool Prozesse standardisieren, Effizienz steigern und die Zusammenarbeit über Abteilungen hinweg verbessern.
SAP API Management: Wie der Namen bereits verrät, ermöglicht diese Funktion die Erstellung, Verwaltung, Sicherung und Monetarisierung von APIs.
Fazit
Die SAP BTP ist weit mehr als nur eine weitere Cloud-Lösung. Mit ihrer cloud-basierten, dreischichtigen Architektur und den vier klar strukturierten Säulen bietet BTP alles, was moderne Firmen in einer zunehmend komplexen digitalen Welt brauchen: von leistungsstarkem Datenmanagement über tiefgehende Analysen bis hin zu flexibler Anwendungsentwicklung und einer intelligenten Automatisierung.
Die Business Technology Platform SAP BTP ist damit ein umfassendes Serviceangebot für die digitale Transformation. Doch bei aller Euphorie sollte eines nicht vergessen werden: Während SAP die Einsparungen durch mehr Agilität, geringere Entwicklungs- und Implementierungszeiten und datengestützte Entscheidungen betont, entstehen neue Ausgaben durch Lizenzen, Schulungen und Integration. Im Vorfeld sollte also Klarheit über die Ziele und dem zu erwartenden Return-on-Investment herrschen.
FAQ
Welche Sicherheitsstandards gewährleistet SAP BTP?
In manche Firmen lösen Cloud-Anwendungen ein Unbehagen aus. Das gilt umso mehr, wenn alle wichtigen Unternehmensdaten dort gelagert werden. SAP BTP muss daher Sicherheitsstandards auf höchstem Niveau gewährleisten.
Wie bei allen SAP-Anwendungen werden auch auf der Business Technology Platform den Nutzern Rollen mit entsprechenden Berechtigungen zugewiesen. Die Authentifizierung der Nutzer erfolgt über externe Identity Provider wie SAP Universal ID oder Azure AD, sodass keine Passwörter auf der Plattform gespeichert werden.
Außerdem nutzt SAP die Verschlüsselungsfunktionen der zugrundeliegenden IaaS-Anbieter AWS und Azure. Dazu zählen SSL und TLS, AES-256 und Compliance-Zertifizierungen wie ISO 27001.
Wann rechnet sich SAP BTP wirtschaftlich?
Das hängt ganz von dem Unternehmen ab. In vielen Fällen amortisieren sich die Kosten bereits nach 12 bis 18 Monaten.
Von Vorteil ist dabei, dass SAP neben einer festen Nutzungsgebühr auch ein Pay-as-You-Go-Modell anbietet. Das heißt, Anwender zahlen nur für die Dienste, die sie tatsächlich nutzen.
Wer sich erst an die Funktionen herantasten möchte, kann SAP BTP Trial nutzen. Das kostenlose Angebote ermöglicht es, 90 Tage lang eine Auswahl an Diensten in einer Testumgebung zu testen.
Wie lässt sich die SAP BTP optimal in bestehende ERP-Systeme integrieren?
Die Plattform nutzt vordefinierte Integrationspakete aus dem SAP Business Accelerator Hub, um Schnittstellen zu Lösungen wie S/4HANA Cloud, SuccessFactors oder Ariba herzustellen. Das erleichtert die Implementierung.
Auch eine Anbindung an SAP ECC ist über den SAP Cloud Connector möglich. So können andere Systeme, Prozessautomatisierungen, mobile Apps und Echtzeit-Business-Services genutzt werden, ohne die On-Premise-Lösung im Kern verändern zu müssen.
Wie meistere ich die ersten Schritte mit SAP BTP?
SAP bietet eine Vielzahl an Tutorials, um die Grundlagen der Business Technology Platform zu erlernen. Empfehlen kann ich dir die openSAP Kurse und Start Developing in SAP BTP. Der Kurs zeigt dir von der Registrierung eines Testkontos bis zur Entwicklung deiner ersten Anwendung alle Grundlagen.
All jene, die gerne lesen, sei das E-Book „SAP Business Technology Platform: Einsatz, Services, Konzepte“ von Holger Seubert ans Herz gelegt. Das Buch gibt einen umfassenden Überblick über die Funktionen und Anwendungsmöglichkeiten der Cloud-Plattform.