Wenn die Rede von SAP ist, fällt schnell das Wort „Module“. Kein Wunder: Sie gehören fest zur DNA des Softwareriesens wie Formulare, Tabellen und Fußball. Wobei letzteres zugegebenermaßen keinen direkten Einfluss auf die Funktionsweise der Business Suite hat.
Anders Module: Sie sorgen dafür, dass Geschäftsprozesse digitalisiert und optimiert werden können. Dafür stehen unzählige Funktionen zur Verfügung.Damit du einen Überblick bekommst, habe ich dir das Wichtigste zur SAP-Modulwelt in einem Leitfaden zusammengefasst: Welche Komponenten solltest du kennen? Was bringt die Modularität deinem Unternehmen? Und wie wird sich die Modullandschaft in Zukunft weiterentwickeln?
Das Wichtigste auf einen Blick
- SAP Module sind spezialisierte Komponenten innerhalb des ERP-Systems, mit denen Unternehmen ihre Geschäftsprozesse abbilden und digitalisieren können.
- Sie bieten zahlreiche Vorteile, zum Beispiel eine verbesserte Datenqualität, Echtzeitanalysen und Möglichkeiten der Automatisierung von Geschäftsprozessen.
- Die Weiterentwicklung der Modul-Architektur hin zu Business-Process-as-a-Service (BPaaS) hat große Vorteile für die Kunden und weitreichende Folgen für die gesamte Branche.
SAP Module und ihre Funktionen
Module bilden das Herzstück jedes SAP ERP-Systems. Sie lassen sich separat zu den Kernfunktionen hinzubuchen, damit Unternehmen ihre spezifischen Geschäftsfunktionen und -prozesse genau abbilden und optimieren können.
Die SAP Module sind dabei so konzipiert, dass sie sich nahtlos in bestehende Strukturen integrieren lassen. Sie arbeiten miteinander und ermöglichen einen reibungslosen Datenaustausch zwischen einzelnen Abteilungen.
Aus der Praxis
Bevor ein Modul eingeführt wird, stellt sich zunächst die Kostenfrage. Nur bei einem positiven Return on Investment (ROI) macht der Einsatz Sinn.
Die wichtigsten Kostenfaktoren sind:
- Lizenzgebühren: Cloud-basierte Lösungen bieten flexible Abonnementmodelle, während On-Premise-Lösungen höhere Anfangsinvestitionen erfordern.
- Implementierungskosten: Darunter fallen Kosten für die Mitarbeiter, die an der Analyse, Planung und Umsetzung beteiligt sind sowie externe Beratung.
- Schulungskosten: Die Mitarbeiter müssen die Anwendung der neuen Funktionen erlernen.
- Weitere Kosten fallen beispielsweise für die fortlaufende Wartung und regelmäßige Updates an.
Welche Module gibt es?
Im folgenden Cheat Sheet möchte ich dir einen kurze SAP Module Übersicht unter anderem aus den Bereichen Finanzwesen, Logistik und Personalwirtschaft geben.
Wer tiefer eintauchen will, schaut am besten in den Artikel „Übersicht zu den SAP S/4HANA Modulen“.
Finanzwesen und Controlling (SAP FI/CO)
- FI (Financial Accounting): Finanzbuchhaltung, wie General Ledger Accounting, Kreditoren- und Debitoren-, Anlagen- und Bankbuchhaltung; Accounts Receivable (AR) zur Verwaltung und Aufzeichnung von Buchhaltungsdaten; E-Rechnungen erstellen
- CO (Controlling): Kostenstellenrechnung, Produktkostenrechnung, Analysen der Profitabilität unter anderem mit Profit Center Rechnung und Product Cost Controlling (CO-PC), Overhead Cost Management (CO-OM)
- EC (Enterprise Controlling): unternehmensweites Finanzmanagement und strategisches Controlling
- TRM (Treasury): Liquiditätsmanagement und Finanztransaktionen
- IM (Investment Management): Planung und Überwachung von Investitionen
- RE (Real Estate Management): Immobilien bezogene Geschäftsprozesse, wie Vertragsmanagement, Nebenkostenabrechnungen, Mietanpassungen
- FI-TV (Travel Management): Verwaltung von Geschäftsreisen
- CM (Cash Management): Cashflow-Analysen, Liquiditätsmanagement, Bank Account Management
Logistik Module (Supply Chain Management – SCM)
- MM (Materials Management): Beschaffung, Lagerverwaltung, Materialbedarfsplanung, SAP Bestellung anzeigen
- WM (Warehouse Management): detaillierte Lagerverwaltung, einschließlich Warenein- und -ausgänge, Bestandsverwaltung und Inventur
- EWM (Extended Warehouse Management): erweiterte Version des WM-Moduls für komplexere Lagerstrukturen und -prozesse
- LE (Logistics Execution): Logistik allgemein, wie Lagerverwaltung und Transportmanagement
- APO (Advanced Planning & Optimization): erweiterte Planungswerkzeuge für die Lieferkette
- SD (Sales and Distribution): Vertrieb, Auftragsabwicklung, Versand und Fakturierung
- QM (Quality Management): Qualitätsprüfung und -kontrolle
- PP (Production Planning): Produktionsplanung und Steuerung
- PM (Plant Maintenance): Wartung von Anlagen und Maschinen
- CS (Customer Service): Management von After-Sales-Services und Kundendienstprozessen
Personalwirtschaft
- HCM (Human Capital Management): Personalverwaltung, Lohnabrechnung, Zeitmanagement
- SuccessFactors: Personalverwaltung, Talentmanagement, Rekrutierung, Mitarbeiterentwicklung
Cross Application Modules (CA)
- ALE (Application Link Enabling): Austausch von Geschäftsdaten zwischen verschiedenen Systemen
- BW (Business Warehouse): Datenanalyse und Reporting
- WF (Workflow): Automatisierung von Arbeitsprozessen
- Environment, Health & Safety (EHS): Sicherheits- und Umweltmanagement
- CRM (Customer Relationship Management): Kundenbeziehungsmanagement
- ECM (Enterprise Content Management): Dokumentenverwaltung und Archivierung
Technische Module
- SAP NetWeaver: Technologische Plattform für Integration und Entwicklung
- PI/PO (Process Integration/Orchestration): Integration von SAP- und Nicht-SAP-Systemen
- SAP Solution Manager: Verwaltung des gesamten SAP-Lebenszyklus
Industry Solutions (IS)
- IS-H: Gesundheitswesen
- IS-Retail: Einzelhandel
- IS-U: Versorgungsunternehmen
- IS-OIL: Öl & Gas
Finanzdienstleistungen (FS)
- FS-CD: Inkasso & Auszahlung
- FS-CM: Schadensmanagement
- FS-PM: Policen-Verwaltung
5 Vorteile der Modularität
Die Business Suite von SAP ist in der ERP-Welt das Maß aller Dinge und SAP S/4HANA der absolute Standard im Geschäftsumfeld. Warum setzt die Mehrheit der Unternehmen auf den modularen Aufbau von SAP?
1. Flexibilität
Egal ob KMU oder DAX-Konzern, Automotive oder Textilwirtschaft, gewinnorientiert oder gemeinnützig – die Module und deren Kombinierbarkeit erlauben eine maßgeschneiderte ERP-Lösung, ohne dass das gesamte System umgestellt werden muss.
Aus der Praxis
Bei der Auswahl der passenden Module beginnen Unternehmen im besten Fall nicht auf einem weißen Blatt Papier. Vielmehr sollten sie sich an den Best Practices im SAP Signavio Process Navigator orientieren und auf das Projektwissen erfahrener SAP-Berater zurückgreifen.
2. Skalierbarkeit
Häufig ist es nicht möglich, komplett von SAP R/3 auf SAP S/4HANA zu migrieren. Dank der modularen Struktur ist das auch gar nicht nötig. Unternehmen können Schritt für Schritt auf das ERP der neuesten Generation umstellen.
Außerdem lassen sich durch die Modularität schnell Partner und zusätzliche Standorte anbinden. Das reduziert Risiken und ermöglicht eine flexible Skalierung.
3. Effizienz
Die Module bieten eine ganzheitliche Unternehmenslösung, indem sie nahtlos miteinander kommunizieren. Das wiederum minimiert Redundanzen und schafft eine gemeinsame Datenbasis über alle Geschäftsbereiche hinweg.
Warum das wichtig ist?
Zum einen werden Geschäftsprozesse standardisiert, zum Beispiel in Form einer einheitlichen Dateiablage und harmonisierten Workflows. Das Ergebnis ist eine effizientere abteilungsübergreifende Zusammenarbeit, weil Informationen schneller ausgetauscht werden und Prozesse klar sind.
Zum anderen wird damit die Basis geschaffen, Routineaufgaben zu standardisieren. Bestes Beispiel dafür sind SAP flexible Workflows.
4. Zukunftssicher
Die Einführung eines ERPs ist komplex. Allein die Migration dauert in der Regel 12, manchmal auch 18 Monate.
Deswegen braucht es Zukunftssicherheit. Die Modularität stellt sie sicher.
So lassen sich neue Funktionen und technische Neuerungen – Stichwort: Künstliche Intelligenz – relativ leicht integrieren. Zudem können über standardisierte APIs Drittsysteme angebunden und individuelle Anpassungen programmiert werden.
5. Intuitiv
Während SAP GUI (Graphical User Interface) lange Zeit die Standardoberfläche für Systeme wie SAP R/3 oder SAP ECC war, setzt SAP heute auf SAP Fiori – eine moderne, webbasierte UI.
Alle Module in SAP S/4HANA nutzen diese neue intuitive Benutzeroberfläche. Dadurch ist die Einarbeitungszeit kürzer und die Bedienung leichter, was zu einer höheren Akzeptanz der fortschreitenden Digitalisierung innerhalb der Belegschaft führt.
Zukunft der SAP Module
Module haben im Laufe der Zeit einen beachtlichen Wandel hingelegt: Eingeführt wurden sie mit SAP ECC. In dieser Version können Änderungen an einem Modul Auswirkungen auf andere Funktionen und den ERP-Kern haben.
Das ändert sich mit SAP S/4HANA. Seither sind die ERP-Standardfunktionen streng von kundenspezifischen Funktionserweiterungen getrennt. Außerdem können die Module unabhängig voneinander implementiert, eingesetzt und wieder entfernt werden.
Diese Evolution der Komponenten setzt sich in Zukunft fort, wie ein Blick auf die wichtigsten Entwicklungen zeigt.
Business-Process-as-a-Service (BPaaS)
Grundlage der Modularität ist die SAP Business Technology Platform (BTP). Sie sorgt für eine nahtlose Verbindung der Fachbereichs- und Industriemodule mit den Standardfunktionen.\
Quelle: SAP
SAP arbeitet daran, die Unternehmensplattform zu einem Business-Process-as-a-Service (BPaaS)-Modell weiterzuentwickeln. Wenn es so weit ist, werden nicht mehr ganze Module gebucht. Vielmehr kauft man die tatsächlich benötigten Teilprozesse ein.
Das Ergebnis ist ein äußerst schlankes und kosteneffizientes System. Außerdem sind die Zusatzfunktionen schnell und ohne IT-Knowhow implementiert: Ein Klick und das wars.
Wann es so weit ist, weiß keiner. Fest steht allerdings: Die Entwicklung hätte Auswirkungen auf die gesamte Branche. So würden sich SAP Consultants weg von Implementierungspartnern hin zu Prozessberatern entwickeln.
Low-Code-Entwicklungen
Einen ersten Vorgeschmack auf BPaaS bietet SAP Build Apps. Über die Low-Code-Plattform lassen sich benutzerdefinierte Anwendungen per Drag&Drop erstellen.
Professionelle Entwickler können darüber spezielle Softwares implementieren – ohne eine Zeile Code schreiben zu müssen.
KI-Integration
Künstliche Intelligenz wird immer mehr in SAP integriert. Bestes Beispiel: Der KI-Assistent Joule. Er hilft dabei, Kundenverhalten und Marktveränderungen zu verstehen sowie Prognosemodelle zu erstellen. Das Wissen zieht er automatisch aus den entsprechenden Modulen.
Darüber hinaus werden dank KI immer mehr Prozesse automatisiert, unter anderem in der Buchhaltung. So müssen zum Beispiel mit SAP VIM eingehende Rechnungen nur noch an ausgewählten Stellen manuell bearbeitet werden.
Fazit
Module sind das Rückgrat von SAP ERP. Die Komponenten sorgen dafür, dass Unternehmensprozesse digitalisiert werden können und genau die Funktionen bereitstehen, die tatsächlich benötigt werden.
Kommen neue Anforderungen hinzu, kann das System flexibel erweitert werden. Das sorgt für Zukunftssicherheit, geringere Kosten und schlankere Prozesse.
Die Entwicklung ist damit aber nicht abgeschlossen: Perspektivisch können Unternehmen einzelne Teilprozesse aus den Modulen buchen – per Klick, ohne komplizierte Implementierung.
Bisher ist nicht klar, wann Business-Process-as-a-Service (BPaaS) realisiert werden kann. Unternehmen sollten sich trotzdem schon heute darauf vorbereiten, indem sie möglichst nah am Standard bleiben und sich an Best Practices orientieren. Damit bleibt ihr ERP-System schnell anpassbar und zukunftssicher.
FAQ
Sind SAP Module für kleine und mittelständische Unternehmen geeignet?
Ja, sie sind für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) geeignet. Mit Lösungen wie SAP Business One oder SAP S/4HANA Cloud bietet SAP skalierbare und kosteneffiziente Optionen.
Wie lange dauert die Implementierung von SAP Modulen?
Die Dauer der Implementierung hängt von der Komplexität des Projekts, der Unternehmensgröße und den individuellen Anforderungen ab. Kleinere Projekte können in wenigen Wochen abgeschlossen sein, während umfangreiche Implementierungen mehrere Monate oder sogar Jahre dauern.
Welche Schulungen sind für die Nutzung von SAP Modulen erforderlich?
Für die effektive Nutzung von SAP Modulen sind Schulungen unerlässlich. Diese umfassen Grundlagenkurse für Einsteiger sowie spezialisierte Trainings für einzelne Module wie FI, MM oder SD.
SAP bietet offizielle Schulungsprogramme und Zertifizierungen an. Daneben gibt es Seminare von anderen Experten. Wir bei eubuleus beispielsweise bieten eine Weiterbildung im Bereich Adobe Forms an.